Am Samstag, den 10.11.2018, begab sich eine Kaarster Delegation nach La Madeleine. Dabei waren Herr Tarzoult (Geschäftsführer, Partnerschaftsverein), zahlreiche Mitglieder des Städtepartnerschaftsvereins, der AEG-Schulleiter Herr von Berg, die Französischlehrerin Frau Reuter und exklusiv sechs AEG-Schüler. Anlass war der Gedenktag an das Ende des ersten Weltkrieges vom 11. November 1918.
Nach der langen Busfahrt wurden die Kaarster herzlich im Collège Flandre, der Austauschschule, von der Schulleiterin Frau Remy, den Austauschlehrern Frau Schroeder und Herrn Daniel und zahlreichen Franzosen begrüßt. Für die Schüler war es besonders schön, die ehemaligen Austauschpartner wieder zu sehen, denn zum Teil kannten sich deutsche und französische Schüler schon.
Ab hier trennten sich die Wege der Schüler und der Erwachsenen, denn die Schüler verbrachten den restlichen Samstag gemeinsam mit ihren Austauschpartnern in der Stadt Lille. Die Erwachsenen fuhren ins Hotel.
Am Abend dann kamen die Bürgermeisterin Frau Dr. Nienhaus und der ehemalige Bürgermeister Herr Moormann hinzu. Am Friedhof wurden Kerzen aufgestellt, an jedem Grab eine, um den gefallenen Soldaten zu gedenken. Der Kranz vom Partnerschaftsverein sollte am nächsten Tag abgelegt werden. Auch in den Gastfamilien setzten sich die Schüler mit der französischen Geschichte auseinander: denn viele Familien sind betroffen, und die Schüler konnten dies mitfühlen.
Am nächsten Morgen fand sich die Kaarster Delegation zusammen; nach einem bewegenden Gottesdienst, wo auch die Tränen flossen, begaben sich alle zum Totendenkmal (monument aux Morts). Dies war der emotionale Höhepunkt der Gedenkfeier: Ein Kinderchor sang in Begleitung eines Orchesters die Marseilleise, und vielen Franzosen war die Trauer ins Gesicht geschrieben. Die Kaarster Schüler fühlten mit den La Madeleinern, denn sie selbst sind schließlich auch noch Kinder und konnten es sich vorstellen, wie emotional es für die Franzosen sein musste. Insbesondere sah man ältere Soldaten, die mit den Tränen zu kämpfen hatten; und manchmal verloren.
Anschließend wurden die mehr als 500 Namen der gefallenen Soldaten aus La Madeleine im „Espace Malraux“ verlesen. Es war still. Keiner sprach. Man hörte nur die Namen, und diese konnte man auf sechs riesigen Tafeln mitlesen. Immer wenn eine Tafel fertig verlesen wurde, erstrahlte ein helles Licht auf diese. Danach gab es eine Schweigeminute. Auch hierbei hatten viele den Kampf gegen die Tränen verloren. Darauf folgte jedoch ein schönes Lied, vorgesungen wurde ein Brief eines Soldaten, der während des ersten Weltkrieges an der Front kämpfte.
Während eines Vin d’honneur (Ehrenwein) unterhielten sich alle: Die Bürgermeister trafen auf die AEG-Schüler, und man unterhielt sich über die Motivationen der Schüler, warum sie mitgefahren waren, denn es ist das erste Mal gewesen, dass auch Kaarster Schüler die Gedenkfeier begleiteten und mittrauerten.
Für alle war klar: Nach einem solch schrecklichen Ereignis wie einem Krieg, muss man heutzutage stolz zeigen, dass man nun friedlich und freundschaftlich miteinander lebt. Dass die deutsch-französische Freundschaft äußerst wichtig sei, betonten Frau Dr. Nienhaus und Herr Moormann.
Nachdem der La Madeleiner Bürgermeister und Frau Dr. Nienhaus ihre bewegenden Reden anschließend im Schulrestaurant hielten, aßen alle gemeinsam. Kernaussage der Bürgermeister war, dass Gemeinden wie Kaarst und La Madeleine wesentlich dazu beitragen würden, ein friedliches und gemeinsames Europa zu schaffen. Und dies bewiesen die Kaarster Schüler schon kurz danach. Nach jedem Speisegang, wurden einige Lieder live gespielt. Plötzlich sprangen die AEG-Schüler nacheinander auf, fingen an zu tanzen und forderten erst Frau Remy und Herrn von Berg, dann die Bürgermeister und dann alle Teilnehmer zum Tanzen auf, sodass die Tanzfläche voll war und alle leidenschaftlich miteinander tanzten- und dies war der schönste Moment und die Krönung der Fahrt: Kaarster Schüler bewiesen, dass Deutsche und Franzosen Freunde sind, und der gemeinsame Tanz verstärkte die Bindung untereinander. Den Krieg darf man nicht vergessen, doch sind Deutsche und Franzosen schon lange keine Feinde mehr, sondern Freunde.
Es war eine lebendige, emotionale und besondere Fahrt.
2019 feiern die Städte Kaarst und La Madeleine ihr 30-jähriges Partnerschaftsjubiläum. Dafür wird abermals eine Kaarster Delegation nach La Madeleine reisen.
Die AEG-Schüler freuen sich schon- sie werden auf jeden Fall dabei sein, denn sie fühlen sich dazu verpflichtet, die Freundschaft den jungen Generationen näher zu bringen, denn diese ist äußerst wichtig.
Organisiert wurde die Fahrt von Herrn Tarzoult (Städtepartnerschaft Kaarst-La Madeleine e.V.) und der Stadt La Madeleine.
JASON BASISTOV
